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Buchbesprechung: Florence Gaub, Zukunft – Eine Bedienungsanleitung

Florence Gaub, Leiterin des Forschungsbereichs am NATO Defence College in Rom, legte im vergangenen Jahr das Buch „Zukunft“ vor, in dem sie nichts Geringeres als eine Bedienungsanleitung zum Umgang mit der Zukunft verspricht.

Das Inhaltsverzeichnis entspricht in der Tat der Bedienungsanleitung eines Gerätes: von den Hinweisen vor der Erstbenutzung, den technischen Daten, den Bedienungselementen und Geräteteilen über die Inbetriebnahme und die Sicherheits- und Warnhinweise bis zur Störungsbehebung und den Garantiebedingungen.

Aber kann das funktionieren? Ein konkretes Manual zu einem Abstraktum, wie es die Zukunft nun einmal ist?

Es funktioniert beeindruckend gut. Florence Gaub vermittelt den Leser*innen die Vorstellung, die Zukunft handhaben zu können. Dazu ruft sie ins Bewusstsein, dass Zukunft keine ferne Zeit ist, sondern von uns ständig erzeugt wird, indem wir uns Ziele setzen, Entscheidungen treffen, über Optionen nachdenken. Mit einem Rückblick in vergangene Zeiten erinnert sie daran, dass Menschen vor Jahrhunderten nicht über Zukunft nachdachten, weil sie aufgrund ihrer schlechten Lebensbedingungen keinen Einfluss auf sie sahen und Zukunft sich lediglich in einem besseren Leben im Jenseits denken ließ.

Die Vielzahl an Gelegenheiten im 21. Jahrhundert, das eigene Leben zu planen und Visionen zu realisieren, mündet bei Gaub in die Definition von Zukunft als „Möglichkeitsraum, den wir gestalten können.“  Allerdings sei die Zukunft heute in der Krise, da zu viele negative Prognosen eine lähmende Wirkung zeitigten: die Gefahr eines Atomkrieges, die Folgen des Klimawandels, mögliche negative Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz oder auch die Angst vor einer neuen Pandemie. Während Zukunftsdenken noch vor wenigen Jahren dem ungebrochenen Fortschrittsglauben folgte, dass es jeder Generation besser gehen werde als der vorigen, führten die negativen Zukunftsprognosen zu Erstarrung und Resignation.

In dem Wunsch, eine negative Zukunft möglichst zu vermeiden und wenigstens den Status quo zu wahren oder gar zur Vergangenheit zurückzukehren, sieht Gaub gerade in Ländern der westlichen Welt den verzweifelten Wunsch, die Angst vor der Zukunft zu bannen. Aber solch ein Pessimismus münde letztlich in ein Gefühl von Hilflosigkeit. Erst durch das Schaffen von Optionen, durch das Zurückgewinnen des Glaubens, dass wir Einfluss auf die Zukunft haben, werde ein Handlungsspielrum eröffnet, der wieder optimistisches Denken zulasse.

Auf der Basis dieser Gedanken zu Beginn des Buches entfaltet Florence Gaub so einen weiten Gedankenhorizont, dem sie in den folgenden Kapiteln analytisch auf den Grund geht. Unter den Überschriften wie: Was ist die Zukunft?, Woraus besteht die Zukunft? und So funktioniert Zukunft zeigt sie auf, wie es gelingen kann, sich vom Bekannten und Erwarteten zu lösen und Raum für Möglichkeiten zu schaffen. Kreativität und das Entwickeln von Utopien, der Umgang mit Überraschungen und eine Abkehr vom desaströsen Katastrophen – wie vom illusionären Wunschdenken – sind dabei wichtige Pfeiler, die Zukunftsfähigkeit der Menschen zu stärken.

Florence Gaub ist weit davon entfernt, eine rosige Zukunft zu malen, warnt aber vor der Erstarrung, keine Zukunft mehr zu sehen in Zeiten extremer Unsicherheit. Dazu empfiehlt sie den Alarm im Kopf auszuschalten, damit der Geist sich wieder an die Arbeit machen und verschiedene Optionen für die Zukunft entwickeln könne.

Nach der Lektüre des Buches von Florence Gaub fühlt man sich wohltuend geerdet; allein die „Zehn Schritte zum richtigen Umgang mit einer negativen Zukunft“ helfen, wenn in den Medien neue Hiobsbotschaften aufflammen, die Besorgnis auslösen. Das Buch ist daher unbedingt empfehlenswert für alle Pessimisten, aber ebenso auch für alle Optimisten, die angesichts der Vielzahl schwerer Krisen ihre Zukunftsfähigkeit zu verlieren drohen und nicht zuletzt für alle, die zu einem entspannten Umgang mit der Zukunft zurückkehren wollen. 

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